Elektrolyse AG

Mit neuem ERP-System für mehr Transparenz und Effizienz

Das Schweizer Galvanikunternehmen Elektrolyse AG führte die für Oberflächenveredler entwickelte ERP-Software OMNITEC von Softec ein, um seine Prozesse auch für Kunden des Energiesektors optimal aufzustellen.

Die Elektrolyse AG, die in diesem Jahr ihr 50jähriges Firmenjubiläum feiert, hat sich auf selektive galvanotechnische Beschichtung spezialisiert und verfügt über einen internationalen Kundenstamm vorwiegend aus dem Kraftwerkbau, Energieerzeugung und -verteilung. Für den Energiesektor beschichtet das Galvanikunternehmen Leiterrohre aus Aluminium, wie sie auch in SF6-Hochspannungsschaltanlagen verwendet werden. Diese Rohre dienen dem Stromtransport und müssen höchsten Anforderungen genügen.

Als Dienstleister beginnt für die Elektrolyse AG die Arbeit bei der Beschaffung der Rohre, die kundenspezifisch in unterschiedlichen Wandstärken und -durchmessern erworben werden. Danach werden die Rohre den Vorgaben entsprechend zugeschnitten, Radiusgefräst, innen versilbert und anschließend außen spritzfertig verschliffen. Pro Jahr verarbeitet das Unternehmen über 400 Tonnen Aluminiumrohre und Profile bis zwölf Meter Länge.

Komplexe Prozesse

Für das Management seiner Geschäftsprozesse und die Auftragsabwicklung setzte die Elektrolyse AG bisher ein branchenfremdes System ein. Dieses konnte einen Teil der Prozesse zwar gut abbilden, bot für komplexe Anwendungen wie beispielsweise die Preisfindung bei Leiterrohren oder die Dokumentation von Teilprozessschritten auf Arbeitspapieren aber keine Lösung an. Aus diesem Grund wurde innerbetrieblich zunehmend mit selbst erstellten Excel-Tabellen gearbeitet. Da verschiedene Anwender jeweils mit unterschiedlichen Tabellen arbeiteten, ging die Übersichtlichkeit verloren und der Pflegeaufwand, um alle Tabellen parallel zu führen, nahm übermäßig zu. Deshalb entschloss man sich, nach einem neuen System Ausschau zu halten, mit dem die Bedürfnisse einer Galvanik voll abgedeckt werden können.

Galvanikspezialisierung erwünscht

Für den Auswahlprozess einer neuen ERP-Lösung prüfte Elektrolyse Geschäftsführer Fleming Rigert verschiedene Systemanbieter. „Wir mussten die Erfahrung machen, dass die meisten Anbieter die Anforderungen und speziellen Umstände einer Galvanik gar nicht kennen. Wir hatten nicht vor, die Systemanbieter quasi erst mal in die Galvanik einzuführen, um dann entsprechende Abläufe im Programm erarbeiten zu können“, kommentiert Fleming Rigert die Hürden im Auswahlprozess. Seine Entscheidung für das Karlsruher Softwareunternehmen Softec stand in engem Zusammenhang mit der hohen Branchenkompetenz des IT-Dienstleisters und der Branchentauglichkeit der ERP-Lösung OMNITEC, die bereits vielfach in der Galvanik im Einsatz ist und speziell für Oberflächenveredler konzipiert wurde. „Softec hatte eindeutig den Vorteil, dass das Programm auf die Anforderungen einer Galvanik maßgeschneidert passt“, so Geschäftsführer Fleming Rigert.

Bei der Elektrolyse AG bildet das neue ERP-System Angebotswesen, Auftragsabwicklung, Produktionsplanung sowie die gesamte Warenwirtschaft ab. Alle erforderlichen Stammdaten zu Kunden, Artikeln und Verfahren sind im Programm eingepflegt, so dass zahlreiche automatisierte Prozesse möglich sind und alle Mitarbeiter über denselben Wissensstand verfügen. Über eine automatisierte Betriebsdatenerfassung und die Anbindung von Messarbeitsplätzen werden zentrale Betriebsdaten rückgemeldet und stehen für Dokumentation und Auswertung zur Verfügung.

Preisgestaltung bei Leiterrohren

Ein Sonderthema für das Schweizer Unternehmen war seine für Kunden aus der Energiebranche erforderliche hochkomplexe Preisgestaltung bei der Kalkulation von Leiterrohr-Beschichtungen. Hier ist von einer extremen Variabilität auszugehen. Das kürzeste Rohr beginnt bei 200 mm Länge – das längste endet bei zwölf Metern Länge. Dazwischen stellt jeder Millimeter eine andere Positionslänge dar. In der Praxis bedeutet dies, dass im ungünstigsten Fall pro Rohrtyp bis zu 11800 unterschiedliche Längen mit jeweils entsprechender Bepreisung zur Anwendung kommen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur Preise zu den vielfältigen Arbeitsschritten, sondern auch Kilopreise pro Meter in die Preisgestaltung einfließen und diese Preise laufend den Marktpreisen angepasst werden.
Dieser vielschichtigen Preisgestaltung kommt der in OMNITEC hinterlegte, hochflexible Preisbaum entgegen. Die Elektrolyse AG hinterlegt Preise für die einzelnen Teilschritte wie Zuschneiden, Radius, Kontrolle und Heizen, Verpacken usw. direkt beim Artikel im Preisbaum und kann diese Vorlage für jeden Auftrag bereits vorausgefüllt abrufen. Ergänzt werden im Auftrag dann die aktuellen Marktpreise, so dass die Preiskalkulation verlässlich und für alle nachvollziehbar erfolgt.
Mit dem neuen ERP-System ist die Elektrolyse AG auch in der Lage, die für eine partielle Beschichtung erforderlichen Arbeitsschritte so abzubilden, dass sie auf den entsprechenden Arbeitspapieren automatisiert vermerkt sind. So ist auf dem Produktionsauftrag nicht nur die Endbeschichtung – z. B.  Versilbern – dokumentiert, sondern auch Vorgaben für die einzelnen Arbeitsschritte.

Mitarbeiterschulung sehr wichtig

Bei der Einführung der neuen ERP-Software räumte Fleming Rigert der Vorbereitung seines Teams hohes Gewicht ein. In Vor-Ort-Schulungen wurden die künftigen Anwender in das System eingeführt. Abläufe wurden durchgespielt und das Programm so konfiguriert, dass für die Anwender optimales Arbeiten ermöglicht wurde. „Diese Einlernphase hat sich für unsere Mitarbeiter absolut gelohnt. Zum einen konnten sie nach kurzer Zeit mit dem System umgehen. Zum anderen wurden Tätigkeiten, für die jeder eigene Lösungen entwickelt hatte, über das ERP-System nun konsequent als Standard abgebildet. Heute profitieren wir von dieser Konsequenz, denn viele Arbeiten, die vorher doppelt und dreifach gemacht wurden, konnten dadurch erheblich reduziert werden.“

Schneller und persönlicher Support

Auch über die Anfangsphase des nun seit acht Monaten währenden Live-Betriebs hinaus konnte sich das Schweizer Galvanikunternehmen auf einen schnellen und persönlichen Support verlassen. Inzwischen arbeiten alle Anwender im Unternehmen sehr routiniert mit der Software. Geschäftsführer Fleming Rigert schätzt neben der neuen Transparenz zu allen Vorgängen vor allem die Vereinfachung und Vereinheitlichung hausinterner Abläufe. Indem alle Kollegen Informationen zentral in einem System hinterlegen, konnte die Tabellen- und Zettelflut vergangener Tage erheblich eingedämmt werden. „Dies alles hat zu einer deutlichen Effizienzsteigerung beigetragen“, resümiert Fleming Rigert.

Über die Elektrolyse AG

Die Elektrolyse AG ist spezialisiert auf partielle galvanotechnische Beschichtung. Zum Kundenstamm des Schweizer Unternehmens mit Sitz in Sins gehören Industriekonzerne des Energiesektors, Kraftwerkbaus sowie der Energieverteilung. Die Elektrolyse AG beschäftigt 50 Mitarbeiter und ist europaweit tätig. Zum Leistungsumfang gehören auch Spezialfelder wie Tampongalvanik, Rohrbeschichtung, Handgalvanik, Vor-Ort-Fertigung und Vor-Ort-Reparatur. www.elektrolyse.ch

erschienen in: mo Magazin für Oberflächentechnik 6/2015