Galvano Wullimann AG

Mit neuer Software zu mehr Wirtschaftlichkeit

Das Schweizer Galvanikunternehmen Galvano Wullimann AG verschlankt Prozesse mithilfe einer neuen ERP-Lösung und erhöht Wirtschaftlichkeit durch präzise Bepreisung und optimale Ressourcenplanung.

Galvanik Wullimann verschlankt Prozesse mit ERP-Lösung für Oberflächentechnik

Als Komplettanbieter mit einem breiten Verfahrensspektrum und einem Anlagenpark von elf Großanlagen ist der Schweizer Beschichter Galvano Wullimann AG ein leistungsstarker Beschichter für funktionelle und dekorative Oberflächen. Zum Kundenstamm gehören namhafte Unternehmen der Automobilbranche, der Bau-, Beschlags- und Möbelindustrie, Hydraulik sowie des Metall- und Maschinenbaus. Interne Abläufe steuert das in der Schweiz und in Deutschland agierende Unternehmen seit Langem softwaregestützt. Da die bisherige Individuallösung entwicklungsseits an ihre Grenzen stieß und identifizierte Prozessverbesserungen nicht realisiert werden konnten, entschied sich die Unternehmensleitung zum Umstieg auf eine neue Softwarelösung.

„Ziel der Implementierung eines neuen Systems war es, unsere Effizienz und Transparenz zu erhöhen. Dabei wollten wir uns als Unternehmen nicht verbiegen. Von der neuen Lösung erwarteten wir Brancheneignung und die Fähigkeit zur Individualisierung – aber ohne die Probleme, die eine reine Individuallösung mit sich bringt“, fasst Tobias Moser, Geschäftsführer der Galvano Wullimann AG, die Vorgaben zusammen. In dem mit sechs Anbietern von ERP-Lösungen gestarteten Auswahlprozess setzte sich Mitte 2014 die Karlsruher Softwareschmiede Softec AG durch, die seit 1988 auf Softwarelösungen für die Oberflächentechnik spezialisiert ist. Deren ERP-System OMNITEC zeigte für Galvano Wullimann das größte Potenzial, um Prozesse des Schweizer Beschichters adäquat abzubilden und die Baustellen anzugehen, bei denen die Unternehmensleitung Stellschrauben für eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit sah.

Belastbare Bepreisung durch ERP-Lösung

In der neuen Softwarelösung ist ein Preisbildungstool enthalten, in dem galvanikrelevante Kostenparameter wie Fertigungskosten pro Trommel bzw. Warenträger, Rüstkosten und Strom detailliert hinterlegt werden können. In Verbindung mit der Füllmenge oder der Behängungsvorgabe können Herstellkosten pro Stück oder Kilo automatisch ermittelt und zur Angebotsstellung herangezogen werden. Die auf diese Weise ermittelten Preise sind in Preisverhandlungen belastbar und tragen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Aufträgen bei. Bei Galvano Wullimann wurde die transparente Preisgestaltung auch als Argumentationshilfe in Preisverhandlungen genutzt. Prozesstechnisch verschlankt und damit beschleunigt wurden die Abläufe in der Angebotsphase: So werden beispielsweise die Herstellkosten der Artikel bei Kostenänderungen automatisch neu berechnet. Fragen Kunden bereits abgelaufene Angebote nochmals an, ist eine angepasste Kalkulation in kurzer Zeit möglich.
Auch firmenintern ist für Klarheit gesorgt: Alle Angebote und Aufträge sind samt entsprechender Kalkulationsgrundlage in einem System hinterlegt. Damit ist sichergestellt, dass kein Auftrag übersehen wird und alle Leistungen in die Berechnung einfließen. Und wenn ein Kunde einen Artikel ein halbes Jahr später noch einmal bei einem anderen Mitarbeiter anfragt, wird er auf Basis der hinterlegten Kalkulationsgrundlage einen vergleichbaren Preis genannt bekommen.
Das 2. Quartal 2015 war für Galvano Wullimann eines der besten in der Unternehmensgeschichte. Dies ist sicher nicht allein der ERP-Einführung zu schulden. Die Unternehmensleitung ist jedoch überzeugt, dass die Verbesserungen in Angebotswesen und Auftragsabwicklung einen entscheidenden Anteil am guten Ergebnis nahmen.

Schlank und transparent: die neuen Prozesse

Obwohl der Schweizer Beschichter bereits vor dem Systemwechsel mit einem eigenen Betriebsführungssystem Erfahrungen gesammelt hatte, überraschte die Prozessdurchgängigkeit und der hohe Grad an Informationsvernetzung, den die neue Lösung bietet. Mehrfach ausgeführte Arbeitsschritte wurden durch den Softwareumstieg obsolet, die Prozesskette wurde insgesamt verschlankt. Alle Daten fließen in ein System ein und Rückmeldungen aller Chargen und Teile aus der Fertigung finden automatisiert statt. Bei Galvano Wullimann ist ein für die Fertigung eingeplanter Auftrag nun durchgängig überwacht. Über die im Artikel hinterlegten Verfahren sind die erforderlichen Arbeitsschritte inklusive Prüfplänen, Anleitungen oder Normen bereits detailliert hinterlegt. Der Disponent muss nur noch die zeitliche Einplanung vornehmen. Im Auftragsdurchlauf wird dann jeder Teilschritt dem System rückgemeldet und der ausgefüllte Prüfauftrag entsprechend hinterlegt. So weiß der Disponent, wo die einzelnen Aufträge stehen. Er kann frühzeitig auf etwaige Probleme oder Rückstände reagieren und Kunden gegenüber zuverlässig Auskunft geben.

Return on Invest

Auch die Mitarbeiter aus Einkauf und Lagerverwaltung arbeiten im selben System. Materialien und Lieferanten mit den entsprechend vereinbarten Konditionen sind in der Lagerverwaltung der ERP-Lösung hinterlegt. Für die Datenanlage war in der Einführungsphase der Software ein gewisser Aufwand erforderlich.
Der Return on Invest zeigte sich jedoch schnell: Die stets aktuell verfügbare Übersicht zu Bestand und Bestellhistorie bringt erhebliche Zeit- und Kostenersparnis im Alltagsgeschäft mit sich. Der Einkäufer erkennt über definierte Mindestmengen, wann nachbestellt werden muss, und kann direkt aus dem System heraus nachbestellen. Minderbestände werden vermieden; der Bestellvorgang findet weitestgehend automatisiert statt. Als nächsten Programmausbauschritt plant Galvano Wullimann die Integration eines Instandhaltungsmoduls, das von Softec ebenfalls speziell für die Branche entwickelt wurde und das neben Wartungsplänen für Anlagen auch Badanalyse beinhaltet.
Die Unternehmensleitung des Schweizer Beschichters schätzt die Modularität des neu erworbenen Systems, da bedarfsgerecht nur die Module erworben werden, die wirklich benötigt werden und ein „funktionaler Overkill“ vermieden wird. Zudem konnte das neue System dadurch stufenweise eingeführt werden. Mitarbeiter, die als Key User frühzeitig in den Einführungsprozess eingebunden sind, werden nicht über Gebühr strapaziert.

Tobias Moser war die Akzeptanz der neuen Software bei seinen Mitarbeitern wichtig. Für die Datenbereinigung und -anlage in der Auftragsverwaltung wurde zeitweise personell aufgestockt. Key User  wurden vor Ort geschult und in die Möglichkeiten der individuellen Oberflächengestaltung eingeführt. Denn die hohe Anpassbarkeit der Programmoberfläche nach Benutzergruppen oder individuellen Anwendern erwies sich eine weitere Stärke der neuen Lösung:  Anwender sehen nur die Informationen, Daten und Funktionen eingeblendet auf dem Bildschirm, die für ihre Arbeit erforderlich ist. Dies erhöht nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter bei der Arbeit mit der Software, sondern führt auch zu erheblichen Zeitersparnissen. Im Rückblick auf acht Monate Live Betrieb resümiert Tobias Moser: „Das ERP-System hat die Prozesse in unserem Unternehmen massiv zum Positiven verändert – und wird dies auch in Zukunft tun.“

www.galvano-wullimann.ch

erschienen in: JOT Journal für Oberflächentechnik 11/2015