Die Logistik voll im Griff: Automatisiertes Behältermanagement

Behältermanagement ist ein geschäftskritischer Prozess. Es kommt Lohnveredler teuer zu stehen, wenn Ware nicht wie vorgeschrieben kommissioniert wurde oder wegen fehlender Packmittel nicht termingerecht geliefert werden kann. Automatisierte Unterstützung bietet eine ERP-Software, die selbst komplexe Verpackungsvorschriften bereits in der Auftragsplanung berücksichtigt.
Erschienen in JOT 05/2014

ERP Software Omnitec mit integriertem Behältermanagement

Terminverzögerungen sind teuer. Extrem ärgerlich werden sie, wenn Ware termingerecht veredelt wurde und die Auslieferung an plötzlich fehlenden Kleinladungsträgern, Gitterboxen oder Paletten scheitert. Da Unternehmen, insbesondere aus Automotive und Maschinenbau, im Rahmen ihrer Lieferkette auf der strikten Einhaltung detaillierter Packmittelvorschriften bestehen, können derlei logistische Fragen für einen Lohnveredler erfolgsentscheidend werden.

Automatisierte Unterstützung bietet die Branchen-ERP-Software OMNITEC von Softec, die Verfügbarkeiten von Packmitteln selbst bei komplexen Verpackungsvorschriften bereits in der Auftragsplanung berücksichtigt.

Herausforderung Behältermanagement

In der Oberflächenveredelung können die innerbetrieblichen logistischen Prozesse unterschiedlich ausgerichtet sein. Ein Weg ist, die Ware nach Stückzahl in den Veredelungsprozess einzuplanen. 5000 Stück wurden in 20 Kisten angeliefert, veredelt und anschließend kommissioniert und in 20 Kisten wieder ausgeliefert. Das Behältermanagement hat hier die Aufgabe, die Komponenten einer Verpackung für die Endauslieferung in der ausreichenden Stückzahl bereitzuhalten.

Bei Zulieferunternehmen der automobilen Lieferkette laufen die Prozesse deutlich komplexer ab. Durch Just-in-time-Anlieferverfahren, bei dem große, variantenreiche Teile und Baugruppen vom Zulieferer direkt ans Montageband geliefert werden, hat die behältergenaue Kommissionierung der Ware erheblich an Bedeutung gewonnen. Damit die Weiterverarbeitung reibungslos gelingt, stellen Automobilbauer einen eigenen Pool an Ladungsträgern bereit, die von allen Partnern der Supply Chain, also auch von Lohnveredlern, genutzt werden. Und sie verankern in umfassenden Verpackungsvorschriften, wie die Ware angeliefert werden muss.

Die Packmittelvorschriften definieren

  • wie der Verpackungsvorgang auszusehen hat
  • auf welchen Ladungsträgern die Ware in welcher Anzahl verpackt werden muss und aus welchen Komponenten der Ladungsträger besteht (z. B. Palette, Hauptlagen-Ladungsträger, Abschlussdeckel)
  • wie die Innenverpackung gestaltet werden muss

Oberflächenveredler stehen deshalb vor der Aufgabe, die eigenen Prozesse als Automotive-Zulieferer so anzupassen, dass Verpackungsvorschriften eingehalten werden und die benötigten Packmittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen.

IT-Unterstützung bietet die Branchen-ERP-Lösung OMNITEC, die in ihrem zur O&S erscheinenden neuen Release das Behältermanagement mit automotive-spezifischen Prozessen neu aufgestellt hat.

ERP-gestützte Prozessgestaltung

Grundlage jedes Behältermanagements ist die strukturierte Pflege von Verpackungsstammdaten. In der aktuellen ERP-Lösung sind diese als Verpackungsverfahren angelegt, so dass neben den eigentlichen Vorschriften und dem daraus abgeleiteten Materialbedarf auch alle Teilschritte des Verpackungs- und Kommissioniervorgangs im Prozessablauf vorgesehen sind.

Die einzelnen Verpackungsvorgänge sind zum Teil recht umfassend. Vorgaben für die Ausgangsverpackung der Ware können sich beispielsweise grundlegend von der Eingangsverpackung unterscheiden. Während die Ware in Gitterboxen angeliefert wird, soll sie später in einem Gebinde von fünf Ladungsträgern mit je 20 Stück Ware und einem Abschlussdeckel auf einer Palette ausgeliefert werden. Hinzu kommen anlagentechnisch bedingte Umverpackungen während der Fertigung oder die Berücksichtigung von Rückstellmustern für die Qualitätssicherung.

Eindeutige Identifikation

Die Verarbeitung im ERP-System erfolgt nach Behältern, die durch Transporteinheiten repräsentiert sind. So ist sichergestellt, dass nicht nur der Gesamtauftrag – zum Beispiel 2000 Stück Ware in 40 Behältern à 50 Stück – sondern jeder einzelne Behälter in der Fertigung oder im Lager eindeutig identifizierbar ist. Diese gerade in Audits geforderte durchgängige Identifikation der Ware erfolgt über Abscannen von Barcodes am Warenanhänger, so dass bei jedem Arbeitsschritt der aktuelle Bearbeitungsstand jedes Behälters an das System rückgemeldet wird.

Bedarfsprognose

Für eine termingerechte Planung gilt es, das für die einzelnen Verpackungs- und Kommissionierschritte erforderliche Material in der richtigen Menge zur richtigen Zeit bereitzuhalten. Über die im ERP-System angelegten Verpackungsverfahren weiß der Disponent, welche Packmittel und Behälter er in welcher Anzahl für welchen Verfahrensschritt benötigt.

Wann Packmittel im Fertigungsprozess benötigt werden, wird im Programm über den Wunschtermin definiert, der bei jedem Auftrag hinterlegt ist. Die softwaregestützte Bedarfsprognose listet nun die anstehenden, noch nicht gebuchten, bestandsverändernden Geschäftsprozesse chronologisch auf. Eine Ampel zeigt an, ob Packmittel ausreichend vorhanden sind, ob der Mindestbestand unterschritten wurde oder ob ein Minusbestand besteht.

Das ERP-System berücksichtigt in seiner Prognose auch das Freiwerden von Packmitteln. So wird beispielsweise eine in der Fertigung durch Umlagerung freigewordene Gitterbox auch im Programm wieder frei und stattdessen eine entsprechende Menge an KLTs, Deckeln und Europaletten in die Transporteinheit übernommen.

Mit der Bedarfsprognose hat der Disponent ein Tool an der Hand, mit dem er sein verfügbares Kontingent an Packmitteln überblicken und frühzeitig etwaige Fehlplanungen oder Defizite erkennen kann.

Verpackungsfehler vermeiden

Für die eigentliche physische Kommissionierung werden im Programm bildunterstützte Verpackungsanweisungen hinterlegt. Diese stehen den Mitarbeitern am Kommissionierplatz wahlweise über ein Terminal oder physisch in ausgedruckter Form zur Verfügung. Verpackungsfehler werden so auf ein Minimum reduziert.

Ist der Auftrag versandfertig, übermittelt das Programm ein Lieferavis an den Kunden, in dem neben dem Ausliefertermin auch die pro Umverpackung eindeutigen Packmittelnummern genannt sind. Gleichzeitig erzeugt das Programm die für den Versand notwendigen Packmitteletiketten mit Barcodes sowie – je nach Vorgabe – die entsprechenden Begleitpapiere wie zum Beispiel Lieferschein und passende Qualtitätsprotokolle.

Diese mit ERP-Systemen realisierte Automatisierung von Prozessen beschleunigt nicht nur Abläufe. Sie gestaltet sie für Geschäftsführung wie Kunden transparenter und einheitlicher. Dies gilt bei weitem nicht nur für Fertigungsprozesse. Auch ein mangelhaftes Behältermanagement wird – wie im Anfangsbeispiel geschildert – geschäftskritisch, wenn Ware nicht wie vorgeschrieben kommissioniert wurde oder gar wegen fehlender Packmittel nicht termingerecht geliefert werden kann.

Über ein in der ERP-Lösung integriertes und in hohem Maße automatisiertes Behältermanagement können auch kleinere und mittlere Lohnveredlern den wachsenden Anforderungen gerecht werden, die Großkonzerne an ihre Zulieferer stellen.